Die unterschätzten Leberwerte: Cholinesterase, GLDH und alkalische Phosphatase im Fokus

Labormedizin

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Autor: lothar ursinus

Die Leber ist das Organ der Wandlung, Veränderung und Erneuerung auf körperlicher und seelisch-geistiger Ebene. Sie ist das Zentralorgan des Stoffwechsels und schützt die inneren Organe und das Blut durch ihre Fähigkeit zu entgiften.

Die Leberwerte Gamma-GT, GOT und GPT gehören zur Standarddiagnostik in der Medizin. Es gibt aber noch weitere interessante Laborparameter mit hoher Aussagekraft über die Funktion der Leber und dem Gesundheitszustand des nachtaktiven Organs. Dazu gehören die Cholinesterase (CHE), die Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und die alkalische Phosphatase (AP).

Cholinesterase (CHE)

Bedeutung:

Die Cholinesterase ist ein Enzym, das in der Leber produziert wird und im Blutplasma zirkuliert. Er spiegelt die Arbeitsleistung der Leber wider. Bei einer katabolen Stoffwechsellage (vermehrter Abbau im Stoffwechsel), die durch Dauerstress, Bewegungsmangel, kohlenhydratreiche Ernährung oder durch Umweltgifte ausgelöst wird, versucht die Leber, diesen Zustand durch Mehrarbeit auszugleichen. Die Werte im Blut sind dann erhöht.

Arbeitet die Leber langsam, gründlich und träge, ist die Cholinesterase reduziert. Das Enzym ist auch für den Abbau von Acethylcholin verantwortlich, einem Neurotransmitter, der an der Übertragung von Nervenimpulsen beteiligt ist. Da die Höhe der Cholinesterase von der Stoffwechselsituation abhängig ist, vergleiche ich beide Werte in der grafischen Darstellung des Befundes der LgM.

Sind beide Werte erhöht, ist die Leber noch in der Lage die Stoffwechselentgleisung auszugleichen. Ist die CHE niedriger als der HbA1c, weist sie bereits Schwächen auf, auch wenn sich der Wert der CHE im Normbereich befindet (siehe Laborbeispiele).

Erhöhte Werte:

Erhöhte Cholinesterase-Werte können auf mehrere Zustände hinweisen, darunter:

  • Fettleber (Steatosis hepatis): Eine übermäßige Einlagerung von Fett in den Leberzellen führt zu einer erhöhten Produktion von Cholinesterase.
  • Hyperlipidämie: Bei erhöhten Blutfettwerten (Triglyceride) kann die Leberaktivität gesteigert sein, was zu einer vermehrten Enzymproduktion führt.
  • Diabetes mellitus: Die katabole Stoffwechselerkrankung ist fast immer mit einer Fettleber und erhöhter CHE verbunden.
  • Koronare Herzerkrankung: Im kategorialen Ordnungssystem wirken sich alle Leberstörungen im Herz-Kreislaufsystem aus. Von der Arteriosklerose bin hin zum Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen.
  • Neurovegetative Störungen: Das führt zu einer mangelnden Reizweiterleitung im autonomen Nervensystem.
  • Nierenerkrankungen: Beim nephrotischen Syndrom oder chronischer Niereninsuffizienz sind oft auch die CHE-Werte erhöht.
  • Morbus Meulengracht: Veränderungen im Erbgut, die die Aktivität eines für den Abbau des roten Blutfarbstoffs benötigten Enzyms mindern.

Erniedrigte Werte:

Niedrige Cholinesterase-Werte können auf eine langsam arbeitende Leber, aber auch besorgniserregende Zustände anzeigen:

  • Leberschwäche: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und verlangsamter Stoffwechsel schwächen die Leber. Die CHE befindet sich dann im unteren Normbereich (gelb-orange Zone).
  • Leberzirrhose: Die fortschreitende Vernarbung des Lebergewebes führt zu einer verminderten Syntheseleistung der Leber.
  • Akute und chronische Hepatitis: Entzündungen der Leber, unabhängig von der Ursache, reduzieren die Enzymproduktion.
  • Leberkarzinom: Tumore in der Leber können die normale Funktion des Organs erheblich beeinträchtigen.
  • Mangelernährung: Ein Mangel an Proteinen und essenziellen Nährstoffen beeinträchtigt die Leberfunktion.

Seelisch-geistige Entsprechung:

Ein Ungleichgewicht der Cholinesterase kann als Zeichen für psychischen Stress oder innerer Überforderung gewertet werden. Eine verminderte Cholinesterase könnte darauf hindeuten, dass der Mensch nicht nur körperlich, sondern auch emotional „vergiftet“ ist.

Dies kann Ausdruck einer tiefen seelischen Erschöpfung sein, bei der der Betroffene das Gefühl hat, den Anforderungen des Lebens nicht mehr gewachsen zu sein. Das kann sich dadurch zeigen, dass nicht mehr der Mut oder die Kraft bestehen, einmal geformte Urteile und Überzeugungen zu hinterfragen und zu erneuern. Es gleicht einer inneren Starre.

Eine erhöhte Cholinesterase kann ein Zeichen dafür sein, dass durch einen Mangel an Abgrenzung die äußeren Reize sehr stark wahrgenommen werden und die Leber mit der Verarbeitung überfordert ist. Die eigene Persönlichkeit und Individualität werden dadurch geschwächt.

Laborbeispiele:



Beispiel 1: Die Cholinesterase liegt zwar im Optimum, ist aber im Verhältnis zum Stoffwechsel zu niedrig. Sie gleicht die katabole Stoffwechsellage (erhöhtes HbA1c) nicht mehr aus. Die Leber benötigt Unterstützung, beispielsweise durch Taraxacum.

Beispiel 2: Cholinesterase und HbA1c befinden sich im oberen Normbereich. Die Leber gleicht durch Mehrarbeit die katabole Stoffwechsellage aus. In diesem Fall sollte die Behandlung der diabetischen Stoffwechsellage im Vordergrund stehen. Die Leber kann durch Carduus marianus oder Hepatodoron unterstützt werden.

Beispiel 3: Die Leberaktivität ist deutlich erhöht. Als mögliche Ursachen können Intoxikationen oder eine verminderte seelische Abgrenzung infrage kommen. Als Unterstützung der Leber könnte Carduus marianus gute Dienste leisten.

Glutamat-Dehydrogenase (GLDH)

Bedeutung:

Die GLDH ist ein Enzym, das überwiegend in den Mitochondrien der Leberzellen vorkommt und eine zentrale Rolle im Aminosäurestoffwechsel spielt. Es wird hauptsächlich bei schwerer Schädigung der Leberzellen freigesetzt.

Erhöhte Werte:

Erhöhte GLDH-Werte deuten meist auf eine signifikante Leberschädigung hin. Organspezifisches Lebergewebe (Parenchym) wird durch Bindegewebe (Mesenchym) ersetzt. Auch schon geringgradig erhöhtes GLDH sollte Beachtung finden.

  • Fettleber (Steatosis hepatis): GLDH ist dann im Befund geringfüg erhöht.
  • Erkrankungen der Gallenwege: Es kommt zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit in die Leber.
  • Akute Hepatitis: Sowohl virale als auch toxische Hepatitiden führen zu einer Zellzerstörung und Freisetzung der GLDH.
  • Leberzellnekrose: Bei Zelluntergang, sei es durch Infarkt oder toxische Einflüsse, gelangen große Mengen GLDH ins Blut.
  • Lebermetastasen: Tumorabsiedelungen in der Leber führen oft zu einer Zerstörung des Lebergewebes und erhöhen die GLDH-Konzentration.
  • Schwere Lebervergiftung: Substanzen wie Alkohol, bestimmte Medikamente oder Gifte können die Leberzellen so stark schädigen, dass die GLDH-Werte massiv ansteigen.



Erniedrigte Werte:

Da GLDH in geringen Mengen im Blut vorkommt, haben niedrige Werte meist keine klinische Bedeutung. Sie werden jedoch auch bei ausgeprägtem Mangel an Leberzellen oder bei sehr stark eingeschränkter Leberfunktion beobachtet, was allerdings eher selten ist.

Seelisch-geistige Entsprechung

Die Leber-Galle-Energie ist ein Sinnbild für Durchsetzungsfähigkeit und das Wahren eigener Grenzen. Eine erhöhte GLDH geht mit einem Verlust dieser Fähigkeit einher. Es könnte ein Hinweis auf tiefsitzende emotionale Wunden oder unverarbeitete seelische Konflikte hinweisen, die nun an die Oberfläche kommen.

Alkalische Phosphatase (AP)

Bedeutung

Die alkalische Phosphatase (AP) gehört zu einer Gruppe von Enzymen, die bestimmte biochemische Reaktionen im Stoffwechsel fördern. Es gibt verschiedene Unterformen der alkalischen Phosphatase, sogenannte Isoenzyme. Sie werden nach den Geweben benannt, in denen sie überwiegend vorkommen: Dünndarm-AP, Plazenta-AP, Keimzell-AP, Knochen-AP, Gallen-AP und Leber-AP.

Die in der Labordiagnostik untersuchte alkalische Phosphatase entstammt überwiegend den Knochen, der Leber und der .Galle. Die meisten alkalischen Phosphatasen benötigen Zink und Magnesium als Co-Faktoren.

Erhöhte Werte

Ist eines der oben genannten Gewebe geschädigt, dann findet man vermehrt alkalische Phosphatase im Blut. Das Spektrum der möglichen Ursachen ist weit gefasst:

  • Cholestase: Eine Verstopfung der Gallenwege, sei es intra- oder extrahepatisch, führt zu einem Rückstau von Galle und somit zu einem Anstieg der AP.
  • Lebererkrankungen: Akute und chronische Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose erhöhen oft die AP-Werte.
  • Knochenerkrankungen: Bei Erkrankungen mit gesteigertem Knochenumbau wie Morbus Paget, Osteomalazie oder bei Knochenmetastasen findet sich häufig eine Erhöhung der AP.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft kann die Plazenta eine erhöhte Produktion von AP verursachen.
  • Einnahme von Medikamenten: Dazu gehören orale Antidiabetika, Antikonvulsiva, Antidepressiva.
  • Entzündungen des Darms oder der Bauchspeicheldrüse: Colitis ulcerosa (entzündliche Darmerkrankung) oder akute Pankreatitis.
  • Schilddrüsenerkrankung: Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse) und Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse)
  • D-Hormon-Mangel: Es kommt zum vermehrten Knochenabbau, um den Calciumspiegel im Blut aufrecht zu erhalten.

Erniedrigte Werte

Niedrige AP-Werte sind seltener, können jedoch auftreten bei:

  • Schilddrüsenunterfunktion: Allgemeine verminderte Stoffwechselaktivität.
  • Zinkmangel: Zink ist ein Cofaktor für die AP. Ein Mangel führt zu einer verminderten Enzymaktivität.
  • Hypophosphatasie: Es ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine gestörte Knochenmineralisation gekennzeichnet ist.
  • Einnahme von Medikamenten: Dazu gehören Theophyllin (Asthmamittel) oder Östrogen-Androgen-Kombinationen.
  • Mangelernährung: Eine unzureichende Aufnahme von Proteinen und Mikronährstoffen kann die AP-Produktion beeinträchtigen.
  • Unterfunktion der Hypophyse: Leicht reduzierte AP-Werte im Blut können mit einer Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse zusammenhängen. Dann ist häufig der gesamte Drüsenstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen. Bitterstoffe sind dann das Mittel der Wahl.

Seelisch-geistige Entsprechung

Ein Anstieg der Alkalischen Phosphatase könnte auf eine „seelische Verhärtung“ hinweisen. Betroffene könnten sich emotional abkapseln, ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit verlieren und stattdessen ein rigides, unnachgiebiges Verhalten entwickeln. Dies könnte ein Schutzmechanismus sein, um mit chronischem Stress oder andauernden emotionalen Belastungen umzugehen.

Bewährte Leber-Galle-Mittel

Ceres Carduus marianus urt 2 x 5 Tropfen tgl.

Die Mariendistel fördert die Fähigkeit, sich gegen emotionaler und physischer Ausbeutung, und Angriffen und Manipulationen angemessen zu behaupten. Sie unterstützt die Wahrung der eigenen Persönlichkeit, indem sie die aktive Abgrenzung gegenüber schädigenden psychischen Einflüssen stärkt.

Zu beachten ist, dass sich eine psychische Abwehrschwäche auf gegensätzliche Arten äußern kann. Entweder in der Unfähigkeit zur Abgrenzung und zum Neinsagen oder in einer übersteigerten, aggressiven Abgrenzung.

Das Nein ermöglicht auf persönlicher, beruflicher und gesellschaftlicher Ebene Grenzen zu setzen. Carduus marianus stärkt die Fähigkeit Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Ceres Taraxacum urt 2 x 5 Tropfen tgl.

Der Löwenzahn ist eine sehr starke Pflanze, die Kraft gibt, sich im Leben zu behaupten. Gleichzeitig unterstützt sie die Wandlungskräfte, steigert die Kreativität und fördert die Erneuerung. Körperlich wird die Leber in ihrer Arbeitsleistung gefördert.

Taraxacum aktiviert den Stoffwechsel und unterstützt den Organismus bei der Mobilisierung und Ausleitung von Giftstoffen. Auf seelisch-geistiger Ebene ist dies einem Loslassen von angestauten Ängsten, Sorgen und Trauer gleichzusetzen, die die Lebenskraft schwächen.

Taraxacum Stanno cultum D3 Weleda tgl. 2 x 15 Tropfen

Es ist eine Kombination aus Löwenzahn (Taraxacum) und Zinn (Stannum). Der Löwenzahn wird während der Reifezeit mit Zinnwasser gedüngt, sodass die Pflanze vermehrt Zinn aufnehmen kann. Diese vegetabilisierte Form des Zinns wird überall dort wirksam, wo Lebensprozesse im Gleichgewicht zwischen Verflüssigung und Verfestigung gehalten werden müssen, z. B. im Knorpel, im Auge und Gehirn, in Lunge und Pleura. Im Zentrum dieser Vorgänge steht die Leber, die durch das Zinn unmittelbar angesprochen wird.

Sie organisiert umfassend die unterschiedlichen Flüssigkeitsprozesse im Organismus, insbesondere durch ihre zentrale Stellung bei der Eiweißbildung. Dabei wahrt sie als gesundes Organ die Balance zwischen fester Form und flüssiger Lebendigkeit.

Von der Leber als Stoffwechselorgan hängen alle Aufbau-, Regenerations- und Heilungsprozesse ab. Seelisch bildet die gesunde Leberfunktion die Grundlage der Empfindung von vitaler Kraft und Stärke.

Hepatodoron – mittags und abends je 4 Tabletten kauen

Hepatodoron ist eine Komposition aus den Blättern von Wein und Walderdbeere, die die Leber bei ihrer Arbeitsleistung unterstützen. Die Leber ist einerseits das übergeordnete Organ des Verdauungstrakts, saugt aus dem Pfortader System ihr Substrat und führt es verwandelt in die innere Vitalisierung des Organismus über.

Andererseits ermöglicht die Leber durch die Gallensekretion die Erschließung der Fette als Träger der Wärme. Durch die Bildung der Gallensäuren, die im unteren Magen-Darm-Trakt als endogenes Laxans wirken, begünstigt die Leber eine geregelte Ausscheidung und Entgiftung des Organismus. Das Weinblatt in Hepatodoron unterstützt den Aufbaustoffwechsel und das Blatt der Walderdbeere den Abbaustoffwechsel in Form der Entgiftung in der Leber.

Choleodoron Dil. 2 x 15 Tropfen tgl.

Schon sehr lange Zeit ist die Kombination von Schöllkraut und Curcuma als Heilmittel bei Gallenleiden bekannt. Chelidonium, das Schöllkraut, ist ein Mohngewächs mit Opiaten im gelben Milchsaft, die keine zentralnervöse psychotrope Wirkung haben, aber isoliert an der glatten Muskulatur der Gallengänge eine Erhöhung der Peristaltik bewirken.

Curcuma, die Gewürzpflanze, die dem Curry die gelbe Farbe verleiht, enthält starke gelbe ätherische Öle im Rhizom, die eine gallebildende und galletreibende Wirkung haben.

Zusammen bewirken sie einen erhöhten Gallefluss, wie es bei Gallengangs-Dyskinesie (Krämpfe in den Gallengängen) und Fettunverträglichkeit und bei Fettstühlen aufgrund einer zu geringen Gallenabsonderung nötig ist.

Im Kontext der Signaturenlehre könnte das Schöllkraut auch als Symbol für Reinigung und Schutz gesehen werden, sowohl auf physischer als auch auf geistiger Ebene.

Fazit:

Die drei besprochenen Leberwerte – Cholinesterase, Glutamat-Dehydrogenase und alkalische Phosphatase – bieten uns wertvolle Einblicke nicht nur in den physischen Zustand der Leber, sondern auch in den seelisch-geistigen Zustand der Patienten. Ein tiefes Verständnis dieser Werte ermöglicht es, Patienten ganzheitlich zu betreuen und ihnen sowohl körperlich als auch seelisch zur Seite zu stehen.



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