Fettleber – ein unterschätztes Risiko: Ursachen, Diagnostik und Therapie

Labormedizin

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Autor: lothar ursinus

Die Leber ist das Organ der Wandlung, Veränderung und Erneuerung. Sie gibt uns Mut, eine Idee in die Tat umzusetzen und stärkt die Willenskräfte. Als zentrales Stoffwechselorgan steuert die Leber den Zucker- und Fettstoffwechsel, synthetisiert Proteine, speichert Nährstoffe und entgiftet Schadstoffe. Die häufigste und oft vielfach unterschätzte Erkrankung dieses wichtigen Stoffwechselorgans ist die Fettleber, und das mit potenziell schwerwiegenden Folgen.

Ursachen die zu einer Fettleber führen können:

Die Fettleber ist eine der häufigsten chronischen Lebererkrankungen und wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt. Hauptursachen sind:

  • Metabolisches Syndrom: Insulinresistenz, Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 fördern die Fetteinlagerung in der Leber.
  • Ernährung: Ein hoher Konsum von Kohlenhydraten, insbesondere Fruktose (Softdrinks), aber auch Getreide, Nudeln und Kartoffeln führen zu einer vermehrten Fettbildung in der Leber (Siehe Abbildung 2).
  • Alkoholkonsum: Chronischer Alkoholkonsum schädigt die Leberzellen und fördert die Fettansammlung.
  • Medikamente und Toxine: Bestimmte Medikamente wie Kortikosteroide oder Zytostatika, Pestizide und Schwermetalle können die Entstehung einer Fettleber begünstigen.
  • Darmdysbiose, Leaky-Gut-Syndrom und erhöhte Endotoxine: Eine gestörte Darmflora kann über den Leber-Darm-Achsen-Mechanismus entzündliche Prozesse in der Leber begünstigen.
Abbildung 2: Kohlenhydratlastige Ernährungsweise
und deren Folgen im Stoffwechsel

Anamnese – Symptome und Beschwerden

Die Fettleber bleibt oft lange symptomlos, kann aber mit unspezifischen Beschwerden einhergehen:

  • Druck- und Völlegefühl im rechten Oberbauch
  • Chronische Müdigkeit (der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit) und Leistungsminderung
  • Konzentrationsstörungen (sog. “Leber-Hirn-Achse”)
  • Hormonelle Dysbalancen
  • Neigung zu Entzündungen und Infekten
  • Schlafstörungen morgens in der Zeit von 1 bis 2 Uhr und die Mittagsmüdigkeit zwischen 13 und 15 Uhr

Frühdiagnostik – Welche Laborwerte sind relevant?

Die Labordiagnostik spielt eine entscheidende Rolle in der Früherkennung und Beurteilung der Fettleber. Wichtige Parameter sind (siehe Abbildung 3):

Leberenzyme GOT und GPT
Enzyme, wie Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) sind in allen Körperzellen anzutreffen. Sie befinden sich in hoher Konzentration im Zellinneren von Leber und Herzmuskel. Das GOT ist besonders hoch konzentriert in Skelettmuskeln vorhanden. GPT gilt als sensitiver Marker für Leberzellschädigung. Daher wir häufig das Verhältnis von GOT zu GPT betrachtet: Ist GPT höher als GOT deutet dies auf eine nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) oder medikamenteninduzierte Leberschäden hin.

Leberenzym GGT
Gamma-Glutamyltransferase (GGT) ist ein empfindlicher Marker für Leberschäden, insbesondere durch Stau in den Gallengängen, Alkohol, Medikamente oder toxischen Belastungen. Er kann auch bei einer nicht-alkoholischen Fettleber erhöht sein, insbesondere wenn entzündliche Prozesse vorliegen.

Cholinesterase (CHE)
Die Cholinesterase gibt Auskunft über die Leberleistung. Diese kann bei einer Fettleber je nach Stadium unterschiedlich ausfallen. In frühen Stadien kann sie normal oder leicht erhöht sein. Während eine erniedrigte Cholinesterase auf eine fortgeschrittene Leberfunktionsstörung oder Zirrhose hinweisen kann.

Glutamat-Dehydrogenase (GLDH)
GLDH ist ein mitochondrialer Marker, der bei schweren Leberschädigungen ansteigt. Während er bei einer einfachen Fettleber oft normal bleibt, kann er bei entzündlichen Prozessen oder Fibrose (NASH) deutlich erhöht sein und auf eine tiefere Zellschädigung hinweisen. Es ist ein Marker für den Umbauprozess in der Leber; Leberparenchym wird in Mesenchym umgewandelt.

Insulinresistenz und Diabetes mellitus
Die Fettleber steht in einem engen Zusammenhang mit dem Insulinspiegel. Die Insulinresistenz zeigt sich in der Stoffwechselmedizin durch einen Anstieg der Triglyceride und ein niedriges HDL-Cholesterin bei hohem LDL-Cholesterin. Spielt die Gluconeogenese bereits eine entscheidende Rolle, dann steigt auch die Harnsäure im Blut an. Geht der HbA1c über 5,5% hinaus, besteht eine diabetische Stoffwechsellage bis hin zu Werten von über 6,2%, die bereits einen Diabetes mellitus Typ 2 darstellen.

Abbildung 3: Leber- und Stoffwechselwerte bei einer NAFL

Folgen einer Fettleber

Der Funktionskreis Leber-Galle befindet sich im kategorialen Ordnungssystem nach Max Lüscher im Grün. Die Auswirkungen von Leberfunktionsstörungen sind im Rot zu finden. Das bedeutet: alle Störungen, die wir dem roten Quadranten zuordnen können, haben einen gestörten Helfer im Gelb, den größten Mangel im Blau und die Ursache im Grün. Im roten Quadranten finden wir beispielsweise den Funktionskreis Herz-Dünndarm, das Gefäß- und Rhythmussystem, die Arteriosklerose, Herz- und Hirninfarkt, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Existenzängste, Unruhezustände, Restless Legs, Schwindel, Hitzewallungen, Hyperaktivität, Bulimie, Rosazea, hormonelle Dysbalancen und viele andere Erkrankungen. Sie stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Funktionskreis Leber-Galle und somit auch in Verbindung mit der Fettleber (siehe Abbildung 4). In diesem Zusammenhang sind dann auch Laborwerte wie CK-MB, HBDH, Homocystein, Ferritin und BNP wichtig.


Abbildung 4: kategoriales Ordnungssystem, Störungen durch eine Fettleber

Seelisch – geistige Entsprechung

Auf seelischer Ebene ist die Leber das Organ der Verstoffwechslung. Das nicht nur auf physiologischer, sondern auch auf emotionaler Ebene. Eine Fettleber kann ein Hinweis darauf sein, dass der Mensch „zu viel einlagert“ – sei es an ungelösten Emotionen, unterdrücktem Ärger oder nicht gelebten Potenzialen. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist die Leber eng mit dem freien Fluss der Lebensenergie (Qi) und der Emotion Wut verbunden. Eine Stagnation des Qi kann sich in Reizbarkeit, Antriebslosigkeit oder innerer Starre äußern.

Ernährungsweise bei einer Fettleber

Die Leber ist das Organ mit der besten Regenerationsfähigkeit. Sie mag allerdings keine kalten Speisen. Insbesondere in der TCM wird darauf hingewiesen, dass der Leber warme Speisen guttun. Sie regeneriert besonders schnell, wenn Fruktose, industrielle Kohlenhydrate, Kartoffeln, Nudeln und Weizen nur selten auf dem Speiseplan stehen. Gemüse und gesunde Fette sind für die Regeneration förderlich. Auf Alkohol sollte komplett verzichtet werden. Die Leber freut sich über ein warmes Glas Wasser am Morgen und am Abend. 

Hafer gilt als Superfood für die Leber und den Darm. Bereits im Mittelalter war die positive Auswirkung von Hafer auf den Blutzuckerspiegel bekannt. Auch in der TCM wird er schon lange als Heilmittel eingesetzt. In einigen deutschen Kliniken findet Hafer bei Diabetikern und bei Menschen mit Belastungen der Leber erfolgreich Verwendung. 

Durch seinen hohen Gehalt an Ballaststoffen reguliert und aktiviert das gesunde Korn nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern unterstützt auch beim Abnehmen. Hafer liefert über einen langen Zeitraum Energie, ohne Hungergefühle aufkommen zu lassen. 

Der Zinkanteil im Hafer und die antientzündlichen Avenanthramide helfen, freie Radikale zu entfernen und laufenden Entzündungsprozessen entgegenzuwirken. Hafer ist reich an Kohlenhydraten, lässt den Blutzuckerspiegel jedoch nachweislich nur leicht ansteigen. Bei Menschen mit einer Insulinresistenz oder bei Typ-2-Diabetikern können zweitägige Haferkuren den Blutzuckerspiegel für einen längeren Zeitraum harmonisieren. Das im Hafer enthaltene Beta-Glucan hilft auch gegen eine Fettleber und Bluthochdruck. Eine Fettleber ist meist eine Begleiterscheinung der Zuckerkrankheit. Auch der Darm profitiert vom Hafer: Die gesunden Ballaststoffe im Getreide stärken die gute Bakterienentwicklung des Mikrobioms.

Naturheilkundliche Unterstützung der Leber


Zur Unterstützung der Leberfunktion gibt es eine große Anzahl pflanzlicher und homöopathischer Mittel. Nachfolgend eine kleine Auswahl:

Ceres Taraxacum urt. (Löwenzahn) – ist eine sehr starke Pflanze, die Kraft gibt, sich im Leben zu behaupten. Gleichzeitig unterstützt sie die Wandlungskräfte, steigert die Kreativität und fördert die Erneuerung. Körperlich wird die Leber in ihrer Arbeitsleistung gefördert. Taraxacum aktiviert den Stoffwechsel und unterstützt den Organismus bei der Mobilisierung und Ausleitung von Giftstoffen. Auf seelisch-geistiger Ebene ist dies einem Loslassen von angestauten Ängsten, Sorgen und Trauer gleichzusetzen, die die Lebenskraft schwächen. Hinweis: wichtigstes Mittel bei einer niedrigen Cholinesterase.

Ceres Carduus marianus urt. (Mariendistel) – fördert die Fähigkeit, sich gegen emotionale und physische Ausbeutung und Angriffen und Manipulationen angemessen zu behaupten. Sie unterstützt die Wahrung der eigenen Persönlichkeit, indem sie die aktive Abgrenzung gegenüber schädigenden psychischen Einflüssen stärkt. Zu beachten ist, dass sich eine psychische Abwehrschwäche auf gegensätzliche Arten äußern kann, entweder in der Unfähigkeit zur Abgrenzung und zum Neinsagen oder aber in einer übersteigerten, aggressiven Abgrenzung. Das Nein ermöglicht uns, auf persönlicher beruflicher und gesellschaftlicher Ebene Grenzen zu setzen, um das zu schützen, was uns etwas bedeutet. Carduus marianus stärkt in uns die Fähigkeit, mehr Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Hinweis: wichtigstes Mittel bei einer erhöhten Cholinesterase, schenkt der Leber Schutz.

Hepatodoron von Weleda – ist eine Komposition aus den Blättern von Wein und Walderdbeere, die die Leber bei ihrer Arbeitsleistung unterstützen. Die Leber ist einerseits das übergeordnete Organ des Verdauungstrakts, saugt aus dem Pfortadersystem ihr Substrat und führt es verwandelt in die innere Vitalisierung des Organismus über. Andererseits ermöglicht die Leber durch die Gallensekretion die Erschließung der Fette als Träger der Wärme. Durch die Bildung der Gallensäuren, die im unteren Magen-Darm-Trakt als endogenes Laxans wirken, begünstigt die Leber eine geregelte Ausscheidung und Entgiftung des Organismus. Das Weinblatt in Hepatodoron unterstützt den Aufbaustoffwechsel (anabol) und das Blatt der Walderdbeere den Abbaustoffwechsel (katabol) in Form der Entgiftung in der Leber.

Erkenntnis

Die Fettleber ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die häufig unentdeckt bleibt. Eine frühzeitige Diagnostik mittels Laborparameter ist wichtig. Die naturheilkundliche Behandlung über Ernährung und geeignete Phytotherapeutika können die Leberfunktion verbessern und Folgeerkrankungen verhindern.



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