Intervallfasten für Frauen: Warum Timing und Zyklus entscheidend sind

Labormedizin

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Autor: lothar ursinus

Intervallfasten, der temporäre Verzicht auf Nahrung, hat sich zu einer der beliebtesten Ernährungsformen entwickelt und wird oft als einfach umzusetzende Methode zur Gesundheitsförderung angesehen.

Dabei ist das Prinzip simpel: Man isst nur innerhalb eines festgelegten Zeitfensters, zum Beispiel 8 oder 10 Stunden täglich, und verzichtet den Rest des Tages auf Nahrung.

Viele Studien belegen positive Effekte dieser Methode auf Stoffwechsel und Immunsystem, insbesondere im Hinblick auf Prävention von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch nicht jeder Organismus reagiert gleich – speziell Frauen sollten einige Besonderheiten beachten.

Die hormonellen Herausforderungen des Intervallfastens für Frauen

Prof. Dr. Andreas Michalsen, Leiter der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin, betont, dass der weibliche Hormonhaushalt einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung des Intervallfastens hat. So zeigen Studien, dass Frauen oft anders auf Fastenmethoden reagieren als Männer, insbesondere aufgrund der hormonellen Schwankungen im Monatszyklus.

In der ersten Zyklushälfte, wenn der Östrogenspiegel ansteigt, ist der Körper meist toleranter gegenüber dem Fasten und zeigt oft eine verbesserte Fettverbrennung. In der zweiten Zyklushälfte hingegen, nach dem Eisprung, kann der erhöhte Progesteronspiegel dazu führen, dass Frauen empfindlicher auf Kalorienrestriktionen reagieren – Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und eine Störung des Zyklus sind mögliche Folgen.

Die passende Fastenstruktur für den weiblichen Zyklus

Für Frauen könnte es sinnvoll sein, das Intervallfasten an ihren Zyklus anzupassen. Michalsen empfiehlt, in der ersten Zyklushälfte ein klassisches Fastenfenster wie 16:8 zu nutzen, während in der zweiten Zyklushälfte ein moderateres Fenster wie 14:10 oder sogar 12:12 sinnvoller sein kann.

So könnte der Körper die nötige Energie erhalten, um hormonell bedingte Schwankungen besser auszugleichen. Für Frauen mit Kinderwunsch oder einer bestehenden Schwangerschaft ist es ratsam, besondere Vorsicht walten zu lassen, um mögliche Auswirkungen auf die Hormonproduktion und den Zyklus zu vermeiden.

Chronobiologie und den persönlichen Biorhythmus berücksichtigen

Doch nicht nur der Zyklus spielt eine Rolle, sondern auch der persönliche Biorhythmus. »Frühaufstehern« wird empfohlen zu frühstücken und möglichst früh zu Abend zu essen. Die »Nachtaktiven« sollten das Frühstück weglassen und erst gegen Mittag mit der Nahrungsaufnahme beginnen, um auch gegen 21 Uhr noch etwas essen zu können.

Dabei ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und das Fasten individuell anzupassen. Ebenso gilt: Das Intervallfasten sollte sich leicht in den Alltag integrieren lassen und keine Belastung für Beruf und Familie darstellen.

Studienlage und medizinische Bedenken

Auch wenn die gesundheitlichen Vorteile des Intervallfastens vielfach belegt sind, gibt es kritische Stimmen, die auf mögliche Risiken hinweisen. Eine im März veröffentlichte Studie aus Shanghai zeigte ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen, die sich einem strengen Intervallfasten unterziehen.

Michalsen betont jedoch, dass diese Studie noch weitergehend untersucht werden müsse und viele der Ergebnisse nicht eindeutig seien. Der Nutzen des Intervallfastens bleibt dennoch bei korrekter Anwendung unbestritten.

Migräne und Intervallfasten

Intervallfasten kann bei Migränepatienten durchaus sinnvoll sein, jedoch ist Vorsicht geboten. Für manche Menschen mit Migräne kann das Fasten Migräneattacken auslösen, da längere Essenspausen den Blutzuckerspiegel absenken können und so ein möglicher Trigger für Kopfschmerzen und Migräne sein kann.

Daher ist es für Migränepatienten wichtig, sich langsam an das Intervallfasten heranzutasten und zu beobachten, ob längere Essenspausen Migräne auslösen.



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